Reisen

Es gehörte viel Mut dazu, Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert wurden, vor deren Zugriff zu retten.

Der Quedlinburger Herrmann Klumpp hatte diesen Mut. Er hatte sich während seines Studiums am Bauhaus in Dessau mit der Familie des Bauhaus-Meisters Lyonel Feininger angefreundet. Als Feininger, dessen Werk von den Nazis ebenfalls als „entartet“ eingestuft wurde, 1937 in die USA zurückging, übergab er seinem Freund Klumpp ein umfangreiches Konvolut seiner Arbeiten, der diese in seiner Heimatstadt Quedlinburg verborgen hielt und so vor der Vernichtung bewahrte.

Um die Sammlung Hermann Klumpp aufzunehmen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde 1986 die Lyonel-Feininger-Galerie gegründet. Sie bewahrt einen der weltweit umfangreichsten Bestände an Druckgrafiken des bedeutenden Künstlers. Zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen sowie einige Fotografien und Objekte bereichern den Bestand. Zur Sammlung gehören auch frühe Gemälde wie das „Selbstbildnis mit Tonpfeife“ aus dem Jahr 1910 und das durch den Kubismus angeregte Hauptwerk „Vollersroda I“. Die Sammlung wird durch Arbeiten anderer Künstler der Klassischen Moderne ergänzt, darunter Lovis Corinth, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Emil Nolde.

Kunstinteressierte sollten sich dieses Kleinod der deutschen Museumslandschaft nicht entgehen lassen, bei der Reiseplanung aber bedenken, dass Quedlinburg noch viele andere bedeutende Attraktionen zu bieten hat. Allem voran den größten Bestand an Fachwerkbauten aus mehreren Jahrhunderten, der 1994 von der UNESCO als Welterbe gewürdigt wurde, die Stiftskirche St. Servatius mit ihrem berühmten Domschatz, die tausendjährige Wipertikirche und die Reste des Marienklosters auf dem Münzenberg. Doch Quedlinburg hat neben ihrer interessanten Geschichte noch einiges mehr zu bieten. Durch ihre direkte Lage am Harz lädt sie zum Wandern, zum Beispiel auf dem Selketal-Stieg, oder zum Radfahren ein.

Mittelalter und Moderne – die Welterbestadt Quedlinburg schafft es, diese Gegensätze zu vereinen. Die großartige Natur ist eine schöne Ergänzung.